Testudo horsfieldii (Gray, 1844) Steppenschildkröte

Heimat

Das Vorkommen der Steppenschildkröte beschränkt sich auf größere Teile Asiens. Die nördlichste Verbreitungsgrenze liegt in Kasachstan, die südlichste im Norden von Pakistan. Im Westen kommt die Art bis zum Kaspischen Meer vor und im Osten bis Westchina. Schon auf Grund dieses riesigen Verbreitungsgebietes und der sehr unterschiedlichen Klimaten muss man hier große Unterschiede in der Haltung von T.horsfieldii berücksichtigen. Bei den nach Deutschland eingeführten Tieren handelt es sich wohl größtenteils um solche , welche aus Usbekistan und Kasachstan, also dem nördlichen Verbreitungsgebiet  stammen. In diesen Ländern gibt es enorme Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter, aber auch zwischen Tag und Nacht. Dem müssen wir natürlich bei der Haltung dieser Art gerecht werden und versuchen diese Bedingungen nachzuempfinden. Im Frühling sind die Temperaturen moderat und die Tiere finden reichlich Nahrung, welche zunächst noch frisch und grün, aber im zunehmenden Maße trockener wird. Im Sommer sind die Temperaturen der Habitate extrem heiß. Jetzt haben sich die Tiere in Höhlen eingegraben um den unwirtlichen Bedingungen zu entkommen. Die Sommer-(oder auch Trocken-) Ruhe dauert, je nach Witterungsbedingungen mehrere Wochen, im Süden gar Monate. Wenn es Herbst wird kommen  die Tiere aus ihren Verstecken hervor. Jetzt wird auch wieder Nahrung aufgenommen, welche zu dieser Zeit wieder vorhanden ist. Jedoch nicht lange, dann bricht der Winter ein. Die Temperaturen sinken in vielen Gebieten weit unter den Gefrierpunkt. Die Schildkröten haben sich tief, bis zu mehreren Metern in ihren Höhlen vergraben. Die optimale Temperatur für T.horsfieldii beträgt in der Starre 2-4°C.Es ist anzunehmen das Tiere des südlichen Verbreitungsgebietes selbst im Winter bei entsprechender Witterung aktiv sein können, jedoch im Sommer mehrere Monate ruhen. Hier bringt nur Feldarbeit genaue Erkenntnisse.

Wetterdaten aus der Heimat

Sommerruhe

10 jähriges Weibchen mit ca.900g und 40 jähriges Weibchen ca.1600g

sehr altes 850g schweres Männchen und ca. 250g schweres 5 jähriges Jungtier 

Haltung

Unsere Tiere, deren Ursprungsgebiet wir nicht kennen  (warscheinlich aber Usbekistan oder Kasachstan) sind von Mitte Oktober bis Mitte März in der Winterstarre. Als Substrat verwenden wir hierfür ein Gemisch aus Sand und Gartenerde (PH7,0). Dieses ist etwas trockener als das der T.hermanni. Die Behälter stehen in einem Gewölbekeller mit gestampftem Lehmboden. Die Luftfeuchtigkeit beträgt ca.80% und die Temperatur  liegt relativ  konstant bei ca.4°C. Anfang März  kommen die Tiere wieder ins Gewächshaus, wo wir sie in eine Art Unterschlupf  aussetzen. Mitte März beginnen zumeist die ersten Aktivitäten. Die  Hauptaktivitätszeit ist der Frühling. Es ist immer wieder schön zu beobachten wie die Tiere morgens aus ihren Unterschlüpfen kommen um sich dann in Schräglage an Hölzern, Steinen, Gehegewänden entgegen der Sonne aufzuwärmen. Ist die Vorzugstemperatur von ca.30-35°C erreicht,  (Optimum für den Stoffwechsel) wird nach Nahrung gesucht. Blüten werden von unseren horsfieldiis besonders gern genommen. Ansonsten sind Kräuter und Gräser, gelegentlich auch Sukkulenten wie Sedum album, Sempervivum spec. oder Opuntia spec. die Hauptnahrung. Es ist auf ein gutes Kalzium/Phosphor Verhältnis der Nahrung zu achten. >Buch-Tip: Caroline Dennert: Ernährung  von Landschildkröten<  Nur diese Pflanzen besitzen die für Testudo horsfieldii wichtigen Inhaltsstoffe in richtiger Konzentration und sind Ballaststoffreich, was für das Verdauungssystem sehr wichtig ist. Das Füttern von Obst, Kohl und tierischer Nahrung ist zu unterbleiben, da dadurch unter anderem schwere Organschäden aber auch Rachitis und andere Krankheiten hervorgerufen werden können. Das Substrat sollte gemäß der heimatlichen Steppenbedingungen möglichst trocken gehalten werden, da es ansonsten zu Erkältungskrankheiten kommen kann. Auch wird bei zu viel Feuchtigkeit die Gefahr von Panzernekrosen erhöht.Im Frühling, kurz nach der Winterstarre finden die ersten  Paarungen statt. Unsere Tiere legen im Mai/Juni ihre Eier ab. Manchmal wenige Wochen später ein Zweites Gelege. Steppenschildkröten legen ihre Eier manchmal auch dort ab, wo dies nicht geplant ist. So ist es bei größeren Gehegen schwierig, alle Gelege zu finden.

Weibliche T.hosfieldii mit ca.1500g bei der Aufnahme von Sepiaschulp, einen sehr guten Kalklieferanten. Kalk ist für den Panzer-und Knochenbau aller Schildkröten Lebenswichtig

Unser Zuchtbock muss leider nach der Paarung von den Weibchen getrennt werden, da er ihnen gegenüber  zu aggressiv ist. Eine Geschlechter-Trennung bei Testudo horsfieldii ist nicht immer zwingend notwendig. Hier muss man, genau wie bei den anderen Arten auch, die Tiere beobachten und  seine richtigen Schlüsse ziehen. Jedoch sind Steppenschildkröten im Paarungsritual unserer Erfahrung nach wesentlich rabiater als Europäische Landschildkröten. Je größer das Gehege ist, eine gute Strukturierung sowieso vorrausgesetzt, desto besser sind die Chancen auf eine harmonierende Gruppenhaltung. Allerdings hat ein sehr großes Gehege gerade bei den horsfieldiis den Nachteil das man die Tiere Aufgrund Ihrer Buddelaktivitäten sehr schlecht findet. . Fast in jedem Jahr gehen unsere Tiere ca. Mitte/Ende Juli in die Sommerruhe. Meist buddeln sie sich unter Grashorste im Frühbeet ein um dann Mitte/Ende August wieder aufzutauchen. Wenn es Herbst wird graben sich die T.horsfieldii zumeist, aber leider nicht immer  in den Frühbeeten ein. Dann graben wir unsere Tiere aus und überführen sie in den Überwinterungskeller.

Vor ein paar Jahren, als ich wieder mal einen guten Schildkrötenfreund besuchte (es war wohl Ende September) war der samt Familie damit beschäftigt auf allen Vieren das horsfieldii Gehege auseinanderzunehmen. Etliche Grasbüschel waren schon samt Wurzel ausgegraben. Die Nerven lagen blank. Der Gang den es unter der Grasnabe gegraben hatte war 4 Meter lang.

Herbst 2005: Nach längeren Regengüssen sind diese beiden abgetaucht, wobei sich das  linke Tier in der Schutzhütte verbuddelt hatte, diese dann jedoch untergrub u. verließ

Ab Anfang August schlüpfen die Jungtiere aus den Eiern. Wir beobachten sie noch ca. eine Woche im Terrarium, dann kommen sie raus genießen den Sommer und bereiten sich später, wie die Adulten Tiere auch, auf die Winterstarre vor.  Seit dem Winter 2005/2006 haben wir die kleinen, auch halbjährigen, 4 Monate starren lassen. Alles ist gut verlaufen.

links: Nach ca. 60-70 Tagen Inkubation schlüpfen die kleinen T.horsfieldii (auf dem Bild Valujev) . Nachdem ein Loch mit dem  Eizahn in die Schale gearbeitet wurde, kommen auch die Vorderbeine zum Einsatz um aus dem Ei zu gelangen. Es werden auch immer wieder z.T. längere Pausen eingelegt. Der Schlupf unserer T.horsfieldii  vom ersten Loch in der Eischale bis zur endgültigen Befreiung dauert ca. 1-1,5 Tage.

rechts: Frisch geschlüpft : links Testudo hermanni boettgeri, rechts Testudo horsfieldii(Valujev). Im übrigen zischen bei uns fast alle kleinen horsfieldiies wenn sie erschrecken oder sich bedroht fühlen. Sie ziehen ihren Kopf und die Gliedmaßen sehr schnell ein. Da der Panzer nicht beweglich ist um einen übermäßigen Druck der Luft auszugleichen wird diese durch Maul und Nase ausgestoßen was wiederum das Zischen bewirkt.

Gleiches Tier (Valujev) wie auf den zwei vorherigen Fotos ca. 2 Monate später. Ende Oktober 2006 hat es sich im Gewächshaus vergraben um in die Winterstarre zu gehen. Ende Dezember habe ich sie in den Keller überführt wo sie bis zum März "schlafen" wird.

links Valujev 3 jährig, die anderen beiden 5 jährig

März 2012 - rechts im Bild Valujev welcher knapp 5 Jahre nach seiner Geburt wie eine Valujeva /weiblich) aussieht.

Bild links: Korkrinde ist für den Terrarianer ein ausgezeichnetes Material. Sie eignet sich für Landschildkröten zum Klettern und als Schlafhöhle, für Wasserschildkröten als Sonnenplatz.

Bild rechts: Drei Zweijährige der Nachzuchten von 2004. Die Gehege, gerade bei Jungtieren, müssen gut strukturiert sein. Wurzeln, Baumstämme und Gräser oder niederes Strauchwerk dienen als Verstecke. Diese werden instinktiv bei Gefahr, großer Hitze oder zum Ruhen aufgesucht. Häufig dösen die Tiere bei schönem Wetter im Halbschatten solcher Unterschlüpfe.


Unterarten

Je nach Ansicht der verschiedenen Autoren wird Testudo horsfieldii in mehrere Unterarten unterteilt. Im Allgemeinen sind im deutschsprachigem Raum Testudo horsfieldii horsfieldii, Testudo horsfieldii kazachstanica und Testudo horsfieldii rustamovi anerkannt. Der Status von Testudo horsfieldii baluchiorum (Agrionemys baluchiorum) hingegen ist umstritten.  Desweiteren wird als Gattungsname zum Teil auch Agrionemys verwendet. Eine Abspaltung von Testudo (Agrionemys) horsfieldii kazachstanica in eine eigene Art mit weiteren Unterarten (Agrionemys kazachstanica kazachstanica, Agrionemys kazachstanica kuznetzovi, Agrionemys kazachstanica terbishi), sowie die Beschreibung von Agrionemys bogdanovi wurde vor einigen Jahren von CHKHIKVADZE und weiteren Autoren vorgenommen.

Ende der Sommerruhe. Diese hat ca. 4 Wochen gedauert, wobei die Tiere gar nicht oder nur sehr selten aus ihren Verstecken kamen um etwas Nahrung aufzunehmen. Das Tier hat sich unter dem Grasbüschel eine kleine Höhle im Frühbeet gegraben um dort zu ruhen.Wärend sie sonst sehr neugierig ist und sich mit Löwenzahnblüten locken ließ, war sie wärend der Sommerruhe sehr desinterressiert.

Testudo horsfieldii besitzen eine kräftige Beschuppung der Vordergliedmaßen.

23.03.06: Diese beiden Weibchen haben am gleichen Tag ihre Winterstarre selbstständig im Gewächshaus beendet.

Unsere Russen sind immer neugierig und wenn sich jemand auch nur in der Nähe des Geheges aufhält wird sofort inspiziert.  Vielleicht gibt es ja was leckeres zu fressen?

Semjon, der die Mittelasiatische Steppe nicht nur vom hörensagen kennt. Er ist eines der noch wenigen überlebenden Tiere, welche in den Sechziger und Siebziger Jahren auf barbarische Weise massenhaft nach Westen verfrachtet wurden sind. Durch Unwissenheit der Halter starben die meisten Tiere innerhalb kurzer Zeit.

Wird es den Tieren um die Mittagszeit zu heiß kommen schattige Plätzchen zwischen den ins Gehege gesetzten "Versteckpflanzen", Grashorsten oder Korkrinde gerade recht.

Auch T.horsfieldii gehen häufig mit dem Kopf durch die Wand. Anstatt das Gebüsch zu umgehen ist der kürzeste Weg für sie, insofern bezwingbar, auch häufig der beste. Alle 2-3 Tage füttere ich Kräuter wie Löwenzahn, Spitzwegerich, Kompaßlattich ect. zu  den spärlich vorhandenen Gräsern im Gehege zu.Das wissen die Tiere und kommen dann tw. ohne Rücksicht auf Verluste angerannt. Das Futter verteile ich im Gehege, so daß die Tiere ihre Sinne einsetzen müssen um daran zu gelangen.

Sommerruhe

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