Regalschlüpflinge

 Es war Ende August des Jahres 2007 als ich einen Anruf auf mein Handy bekam. Die aufgeregte Stimme, meiner ehemaligen Freundin, am anderen Ende der „Leitung“ erzählte mir von folgender Begebenheit: 

„Ich ging nichts ahnend durch die Küche als eine kleine Schildkröte meinen Weg kreuzte. Im ersten Moment dachte ich nur eine kleine Schildkröte, eigentlich nichts ungewöhnliches. Aber dann, eine kleine Schildkröte in unserer Küche? Wie kam die dahin? Ich ging zum Inkubator welcher im Arbeitszimmer stand. Nichts ungewöhnliches von dort konnte die Schildkröte nicht kommen. Nach kurzer Suche fand ich 3 weitere Testudo hermanni boettgeri auf dem Bücherregal in ca. 2 Meter Höhe auf dem Regalbrett sitzend.“

Da viel es mir ein. In diesem Jahr hatten wir ungewöhnlich viel Schildkröteneier und das letzte Gelege passte einfach nicht mehr in den Inkubator. Ich nahm mir vor die im Inkubator befindlichen Schildkröteneier zu durchleuchten und unbefruchtete Eier gegen die des letzten Geleges auszutauschen. Zuvor hatte ich jenes Gelege mit 4 Eiern in einen Blumentopf, welcher mit Gartenerde befüllt war, im Substrat vergraben, mit einer Plastiktüte abgedeckt und diese mit einem Schnippgummi fixiert, auf das oberste Brett des Bücherregals gestellt.

Dieses Gelege kam mir unerklärlicherweise aus dem Sinn. Und jetzt waren sie da, 4 schön gewachsene ca. 14 Gramm schwere Schlüpflinge von recht dunkler Farbe. Der, welcher in der Küche gefunden wurde muß einen Flug von ca. 1,50 Meter in die Tiefe auf das Sofa durchgeführt haben und dann nochmals knapp 50 cm von diesem auf den Fußboden. Das Schildkröten solch große Höhen freiwillig im „Sturzflug“ bewältigen hatte ich bis dahin noch nicht gehört. Aber vielleicht hat auch der Hunger das Tier dazu getrieben, denn die Dottersäcke waren bei allen Schildkröten komplett resorbiert.

Wir wohnten damals in einer Dachgeschosswohnung welche nicht sonderlich gut isoliert war. Die Temperaturen hier lagen im Sommer permanent um die 26°C. E ist anzunehmen das die 4 Schildkröten männlichen Geschlechts sind. Auch kann ich mit großer Sicherheit sagen das Tiere, wie diese, welche mit niedrigen Temperaturen ausgebrütet wurden sind ( z.B. auch unsere  Naturbruten) im Vergleich und bei selben Elterntieren, eine dunklere Färbung als solche , welche warm ausgebrütet wurden, besitzen.

Alle 4 Schildkröten sind bei neuen Besitzern untergekommen. Über das Geschlecht kann man, bei artgerechter Haltung, wohl erst in 2 bis 3 Jahren spekulieren. Ich denke das waren meine ersten und zugleich letzten Regalschlüpflinge ;-)

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